Wir verlassen Santa Fe in aller Frühe. Der Weg zum Grand Canyon ist lang und wir wollen noch einige Zwischenstops einlegen. So stehen wir also um 6 Uhr auf (und das in den Ferien!) und machen uns auf den Weg. Vorerst nehmen wir wieder die Interstate 40 nach Westen.
Bereits wenige Minuten nach Albuquerque ändert sich die Landschaft. Sanfte und spektaktuläre Hügel erscheinen am Horizont, wechseln sich ab mit grünen, struppigen Wiesen. Es tauchen die ersten roten Felsen auf, Arizona zeigt sein Gesicht, wie wir es aus den Western Filmen von früher kennen (wer kennt die denn noch?). Wir sind begeistert von der Landschaft.
Unser erstes Ziel heute ist Acoma Sky City. Dies ist ein ganzjähriges Indianer-Pueblo, hoch oben auf einem Felsplateau. Nach dem Abzweigen von der I-40 fahren wir eine Weile durch einsame Strassen und staunen ab der Landschaft. Noch mehr erstaunt sind wir dann, als plötzlich eine Polizeisperre vor uns auftaucht sowie daneben das Schild „Acoma Sky City closed“. Ungläubig halten wir an und sprechen mit dem Polizisten. Leider ist es wirklich so. Das Pueblo ist geschlossen wegen irgendwelchen Arbeiten, kein Durchkommen. Nun gut, dann halt weiter…wir haben noch weitere Ziele und Zeit haben wir ja ebenfalls.
Als nächstes steht die Stadt Gallup auf dem Programm. Dazu verlassen wir die Interstate und fahren ein Stück auf der alten Route 66. Einfach herrlich. Gallup selbst bietet zwar nicht soviel, wir gehen aber ins Hotel El Rancho, wo in den 50er und 60er Jahren alle Filmstars aus Hollywood gewohnt haben, während sie hier die berühmten Western-Filme gedreht haben. Das Hotel ist ein tolles Bijou, ein Relikt aus dieser Zeit, man fühlt sich echt in die 50er zurück versetzt. Überall an der Wand hängen signierte Portraits der Stars. Wir gönnen uns hier ein echtes Frühstück mit Speck und Eier, fahren danach weiter und überqueren die Grenze zu Arizona.
Als nächstes kommt der Petrified Forest Nationalpark. Dies ist eine Art kleiner Grand Canyon und er liegt unmittelbar an der Interstate 40. Die Route 66 ging früher direkt durch den Park, existiert heute aber nicht mehr. Der Park bietet ebenfalls spektakuläre Landschaften, seinen Namen hat er aber von den vielen versteinerten Bäumen, welche es hier gibt.
Unser letztes Ziel vor dem Grand Canyon ist der Meteor-Krater. Dieser liegt ebenfalls direkt an der Interstate 40 bzw. an der alten Route 66. Vor 49'000 Jahren hat dieser hier eingeschlagen und einen riesigen Krater gebildet. Sein Durchmesser beträgt sagenhafte 1.3 Kilometer. Wir fahren die Strasse hoch bis zum Eingang, parkieren und laufen die letzten Meter zu Fuss bis an den Rand. Dann verschlägt es uns wieder einmal die Sprache. Ein gewaltiger Krater tut sich vor uns auf, ein Anblick, den man nur aus Büchern oder Filmen kennt. Und hier mitten in der heissen Wüste von Arizona gibt es dieses Phänomen!
Und dann – dann machen wir uns auf das letzte Teilstück zum Grand Canyon! Wir fahren über Holbrook und Flagstaff die alte Route 66. Nach über sechs Stunden Fahrt kommen wir abends um 7 hier an. Die Sonne scheint noch, wir möchten als erstes natürlich direkt zum Rim um den lang ersehnten Blick auf den Canyon zu werfen. Aber es gibt keinen freien Parkplatz mehr. Und da ich die Gegend hier sowieso nicht kenne (wer tut das schon beim ersten Mal) kurven wir hier einfach ziemlich verloren durch das Village und suchen verzweifelt unser Hotel. Dann endlich haben wir es gefunden. Es folgt same procedure as always und dann spurten wir zu Fuss an den Rand des Canyons.
Zum 67mal verschlägt es uns an diesem Tag die Sprache und atemlos bestaunen wir den grandiosen Ausblick. Wie oft haben wir vom Grand Canyon gehört, darüber gesprochen, Bilder bestaunt – und nun stehen wir selbst hier! Wir können es noch kaum glauben. Einfach nur wunderbar. Trotzdem müssen wir noch was essen, zudem ist auch bereits dunkel geworden – so gehen wir zurück ins Hotel. Spontan beschliessen wir beim esssen, dass wir morgen früh mit dem ersten Bus den Canyon entlang fahren um den Sonnenaufgang zu sehen. Nach dem zweiten Bier einigen wir uns dann auf den zweiten Bus, der fährt um 5.15 Uhr, das ist ja auch noch früh genug.
Und so stehen wir den zweiten Tag in aller herrgottsfrühe auf, der Wecker schrillt uns um halb fünf aus dem Schlaf. Dann geht es ruckzuck! Duschen, anziehen, Kamera und Feldstecher, Flasche Wasser – und dann zur Busstation. Mit den Bussen kann man kostenlos alle Aussichtspunkte anfahren. Dass tun wir dann auch und sehen einen atemberaubenden Sonnenaufgang am Hopi-Point. Es ist einfach nur wunderschön. Vor allem hat es nur sehr, sehr wenig Leute um diese Zeit und wir können die Sicht uneingeschränkt und in aller Ruhe geniessen. Wir lassen uns der Faszination Grand Canyon beschlagnahmen. Keine einzige Wolke, blauer Himmel, die Sonne, die unfassbare Weite dieses Canyons. Was für ein Erlebnis!
Um 11 Uhr gehen wir zurück ins Hotel und checken aus. Kaum zu glauben, aber um diese Zeit sind wir bereits mehr als sechs Stunden auf den Beinen, haben den ganzen South-Rim abgefahren mit all seinen Aussichtspunkten, und die meisten Leute kommen erst jetzt langsam her. Mittlerweile ist der Platz wirklich voll und überlaufen, die Parkplätze sind belegt und wir sind froh, dass wir wegkommen.
Und wie wir froh sind, dass wir wegkommen – unser nächstes Ziel ist noch faszinierender und ein Traum von uns allen: Das Monument Valley!
The Story continues!